Beyond the Museum
Architektur für ein neues Miteinander
Interdisziplinäres Fachsymposium der Stiftung Forum Recht
14. Juli 2022, 10:00 – 17:30 Uhr, Online
Gebaute Räume geben Orientierung. Sie ermöglichen und strukturieren soziale Interaktion, beeinflussen, wie sich Menschen fühlen und drücken gesellschaftspolitischen Zeitgeist aus. Im vierten Symposium zum Aufbau der Stiftung Forum Recht stehen Impulse zur Architektur der zukünftigen Neubauten in Leipzig und Karlsruhe und die Frage im Fokus, wie man die Idee für eine Kulturinstitution der Zukunft in Form bringt.
Podiumsdiskussion und digitales Symposium im Livestream
Die Vorstellung einer Architektur für ein neues Miteinander verbindet funktionelle und inhaltliche Ansprüche. Sie befragt sowohl etablierte institutionelle Raumkonzepte als auch Selbstverständnisse und plädiert für ein radikales Zusammendenken von Vermittlung und Forschung, von Partizipation und Kuration mit dem Ziel, wandelbare Räume für interdisziplinäre und teilhabeorientierte Programmarbeit im urbanen Raum zu schaffen.
Wie können veränderbare Räume für Diskurs und Teilhabe aussehen? Welche architektonische Sprache braucht es, um Recht und Rechtsstaat interdisziplinär und ohne Barrieren zu vermitteln? Wie bindet man zukünftige Besucher:innen und Nutzer:innen in den architektonischen Gestaltungsprozess ein und entwickelt nachhaltig einen lebendigen urbanen Ort? Das Symposium geht diesen und anderen Fragen in drei Themenschwerpunkten unter der Prämisse einer Architektur für ein neues Miteinander nach und knüpft dabei an den Ergebnissen des zweiten Impuls-Symposiums im Vorfeld der Stiftungsgründung an.
Form Follows Function revisited
Veränderbare Räume für kulturelle und politische Bildung
Verschiedene Ansätze der zeitgenössischen Museums-, Bildungs- und Performance-Architektur testen die Grenzen traditioneller Raumkonzepte sowie die mit ihnen verbundenen institutionellen Selbstverständnisse. Welche Eigenschaften zeichnen sie als Orte aus? Welche Räume braucht es zur Vermittlung demokratischer Praxis? Und wie könnte der mit der Stiftung verknüpfte Forumsgedanke in eine (ver-)wandelbare (Innen-) Architektur übersetzt werden?
Architektur und Urbanität
Demokratische Erscheinungsformen in der Stadt von heute
Mit den Neubauten der Stiftung Forum Recht entstehen interaktive Kulturbauten zur Vermittlung von Recht und Rechtsstaat. Was bedeutet dies für die Entwicklung einer „demokratischen“ Formensprache? Was können Neubauten in bestehenden und neu zu errichtenden städtischen Quartieren, im Hinblick auf innovative urbane Architekturkonzepte, bewirken? Welches Potential kann Architektur als Seismograf und Impulsgeberin für gesellschaftspolitische Aushandlungsprozesse entfalten?
Raum für Teilhabe
Partizipation und Inklusion in Bauprojekten
Die Stiftung Forum Recht hat den Auftrag in einem auf Bürgerbeteiligung angelegten Forum mit ihren Angeboten alle gesellschaftlichen Gruppen zu erreichen. Was bedeutet dies für den Prozess der Raumkonzeption und der Entwurfsplanung ihrer Neubauten? Welche Wirkung entfalten innovative Methoden und Ansätze der Partizipation in Bauprojekten? Und welche Rolle kann Partizipation auch bei der konzeptionellen und strukturellen Entwicklung zukunftsfähiger hybrider Räume spielen?
Programm
10:00 Uhr
Begrüßung und Einführung zum Symposium
Dr. Stephan N. Barthelmess, Stiftung Forum Recht
10:15 Uhr
Impulse
Museumsbauten zwischen
Repräsentation und Aneignung
Prof.’in Dr. Karen van den Berg, Zeppelin Universität Friedrichshafen
Karen van den Berg ist seit 2003 Inhaberin Lehrstuhls für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis an der Zeppelin Universität und seit 2006 akademische Leiterin des artsprogram ebendort. Sie studierte Kunstwissenschaft, klassische Archäologie und Nordische Philologie in Saarbrücken und Basel, wo sie 1995 promovierte. Lehre und Gastaufenthalte führten sie u.a. an die an der Universität Witten/Herdecke, die Chinati Foundation in Texas, an die Stanford University sowie an das IKKM der Bauhaus Universität Weimar. Van den Bergs Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kunst und Politik; sozial engagierte Kunst; Theorie und Geschichte des Ausstellens; Bildungsarchitektur und Studioforschung.
Bild: Lorenz Widmaier
Informationen folgen in Kürze.
Architekturen der Aufführungskünste:
Aktivierte und Aktivierende Räume
Prof.’in Dr. Anette Menting,
HTWK Leipzig
Annette Menting ist Architekturhistorikerin und –kritikerin. Nach dem Architekturstudium an der Universität der Künste Berlin war sie im Architekturbüro von Hinrich Baller und von Gerkan, Marg und Partner tätig. 1997 Promotion bei Jonas Geist an der UdK Berlin zum Werk von Paul G. R. Baumgarten. DFG-Habilitanden-Stipendium für die Forschung zum Gesamtwerk von Max Taut. Seit 2000 ist sie Professorin für Architekturgeschichte und –kritik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Mitgliedschaften: Sächsische Akademie der Künste, Bund Deutscher Architekten, Arbeitskreis für Theorie und Lehre der Denkmalpflege, Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS und Jurymitglied bei Architekturwettbewerben. Forschungen und Publikation zur Architekturgeschichte der Moderne, Denkmalpflege und zeitgenössischen Baukultur. Seit 2016 leitet sie gemeinsam mit Barbara Büscher das DFG-Forschungsprojekt „Architektur und Raum für die Aufführungskünste“, das sich seit Sommer 2021 in der zweiten Förderphase bis 2024 befindet.
Bild: Fotografie Margret Hoppe
Mit den Orten der Aufführungskünste ist das Hinterfragen von etablierten Raumkonzepten eng verknüpft. Theater ziehen aus ihren Häuser, interimsweise während Bauphasen, dauerhaft bei Parallelspielorten oder temporär für Einzelaufführungen – und teilen mit dem Publikum neue Raumerfahrungen. Kulturell mischgenutzte Produktionshäuser und Galerien untersuchen ihre Räume grundlegend in der Planung und/oder im Gebrauch, indem Künstler:innen die Orte als Raumlabore begreifen. Der Beitrag befragt bestehende und neugebaute Architekturen der Aufführungskünste auf ihre Polyvalenz, Raumeigenschaften und Gebrauchsweisen.
Salons der Republik: Räume für
demokratische Aushandlungspraxis
Prof. Holger Kleine,
Hochschule RheinMain
Holger Kleine ist Architekt in Berlin und Professor in Wiesbaden. Forschungsgebiet öffentliche Innenräume. Architekt u. a. der Deutschen Botschaft in Warschau. Autor der Bücher Neue Moscheen und Raumdramaturgie. Kurator von My Home is my Parcel (DAM 2020) und Die Salons der Republik (DAM / JOVIS 2021). Sein Projekt Talking Station 1 wurde auf der Architektur-Biennale 2021 in Venedig und in New York ausgestellt. Derzeit Arbeit an einem Projekt über Marcel Proust.
Bild: Holger Kleine
Jedes Gespräch wird auch von dem Raum, in dem es stattfindet, moderiert. Um die Möglichkeiten des offenen Austauschs auszuschöpfen, sollten die Räume der Demokratie sich auf der ganzen Skala der Möglichkeiten der Affizierung bewegen. Ihre Anmutungen sollten von überschwänglich bis asketisch, von gelassen bis feierlich reichen. Sie sollten nie neutrale und auch nicht unbedingt gefällige, sondern vielmehr intensive und erinnerbare Räume sein. Vor allem letzte Forderung setzt der Flexibilität Grenzen.
Transfer
lab.bode und Haus Bastian:
Flexible Raumkonzepte für kulturelle
und politische Bildung in der Praxis
Heike Kropff,
Staatliche Museen zu Berlin
Heike Kropff ist seit August 2013 Leiterin der Abteilung Bildung / Kommunikation der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Von 2008 bis 2013 verantwortete sie als Kuratorin für Bildung und Vermittlung diesen Aufgabenbereich im Museum Folkwang, Essen. Von 2005 bis 2008 leitete sie die Kunstvermittlung im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster sowie die Vermittlungsarbeit der Großausstellung skulptur projekte münster 07. Zuvor war sie an verschiedenen Institutionen tätig, z.B. der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, dem Museumsdienst Köln, der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen in Düsseldorf und dem Museum Ludwig in Köln. Sie ist seit 2008 mit Lehraufträgen an verschiedenen Universitäten betraut, z.B. der Technischen Universität Berlin, der Freien Universität Berlin, der Ruhr Universität Bochum, der Universität Hamburg und der Karlshochschule International University, Karlsruhe. Von 1997 bis 2004 betrieb sie einen freien Ausstellungsraum in Köln.
Bild: Heike Kropff
Seit Herbst 2019 setzt Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der staatlichen Museen zu Berlin mit einer Nutzungsfläche von rund 1000qm ein Signal für den Stellenwert der Bildungs- und Vermittlungsarbeit in Museen. Im Rahmen von lab.Bode – Initiative zur Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen wurden von 2016 bis 2021 die Potentiale von Vermittlungsräumen im unmittelbaren Ausstellungskontext erforscht. Der Beitrag zeigt auf, welche Relevanz Räume für Teilhabe verschiedener Nutzer*innengruppen im Museum haben
Forum Groningen: Creating a Third
Space with innovative Programming
and Contemporary Architecture
[Vortrag in Englischer Sprache]
Hans Poll,
Forum Groningen
Referent: Hans Poll, Forum Groningen
Director Programming & Marketing des Forum Groningen
Bild: Hans Poll
Informationen folgen in Kürze.
13:15 Uhr
Impulse
Architektur, Soziales und Demokratie.
Soziologische Perspektiven
Prof. Dr. Thomas Schmidt-Lux, Universität Leipzig
Thomas Schmidt-Lux ist Professor für Kultursoziologie am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Er interessiert sich für Architektur, Städte, Recht und Gewalt sowie qualitative Methoden. Derzeit forscht er zur Architektur des Digitalen und zu Lost Cities im Oman.
Bild: Simon Reinhardt
Dass Architektur mehr als die passive Bühne des Sozialen ist, darin sind sich mittlerweile viele einig. Doch wie genau der Beitrag des Gebauten zum sozialen Geschehen verstanden werden kann, dafür gibt es eine Reihe kontroverser theoretischer Angebote. Es lohnt, diese genauer anzuschauen, denn die unterschiedliche Verortung des Sozialen hat wichtige Folgen für die Bewertung von Architektur und damit auch Fragen von Gestaltung und Konzeptionierung. Beispielhaft wird dies am Zusammenhang von Architektur und Demokratie gezeigt.
Was macht Räume demokratisch?
Prof. Dr. Jan-Werner Müller, Princeton University
Jan-Werner Mueller ist Professor für Politische Theorie in Princeton sowie Fellow am New Institute, Hamburg. Er studierte an der Freien Universität Berlin, dem University College London, dem St. Antony’s College Oxford und der Princeton University. Von 1996 bis 2003 war er Fellow am All Souls College, Oxford; von 2003 bis 2005 war er Fellow in Modern European Thought am European Studies Centre, St. Antony’s College.
Bild: Princeton University
Der Vortrag schlägt eine Unterscheidung von „Demokratie repräsentieren“ und „Demokratie praktisch ermöglichen“ vor und illustriert sie an verschiedenen Beispielen.
Das Forum als Idee, Vision und
Konflikt. Kunst- und architekturhistorische
Perspektiven.
Prof.’in Dr. Brigitte Sölch,
Universität Heidelberg
Brigitte Sölch, Professorin für Architektur- und Neuere Kunstgeschichte an der Uni Heidelberg, lehrte zuvor an der Kunstakademie Stuttgart. Sie war langjährige Mitarbeiterin und Co-Projektleiterin am Kunsthistorischen Max-Planck-Institut in Florenz und habilitierte sich an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sölch ist Mitbegründerin des DFG-Netzwerks Wege – Methoden – Kritiken: Kunsthistorikerinnen 1880–1970 sowie Mitherausgeberin der Zeitschrift für Kunstgeschichte.
Bild: Brigitte Sölch
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Transfer
Öffentliche Räume als Sozialverdichtungsapparate und Schmiermittel der Gesellschaft
Prof.’in Dipl.-Ing. Isabel Maria Finkenberger,
FH Aachen
Isabel Maria Finkenberger ist Freie Stadtplanerin AKBW, Inhaberin von STUDIO if+. Büro für Stadtplanung und räumliche Transformation in Köln und Professorin für Grundlagen der Stadtplanung, urbane Transformation und innovative Prozessgestaltung an der FH Aachen. Mit ihrem interdisziplinären Netzwerk arbeitet sie in Praxis, Forschung und Lehre an Fragestellungen gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung und räumlicher Transformation und zur Schnittstelle von Stadtplanung, künstlerischen Praktiken und Kulturinstitutionen.
Öffentliche Räume und gemeinwohlorientierte Architekturen sind Sozialverdichtungsapparate und zentrale Aushandlungsorte einer potenten Gesellschaft. Zugang und Teilhabe, die kollektive Programmierung über lernende Prozesse und die Einbettung in die alltägliche Handlungspraxis sind zentrale Aspekte bei der Neugestaltung dieser Orte – auch, damit sie als Katalysatoren in die Nachbarschaft wirken und zu Möglichkeitsräumen für noch ungewisse Zukünfte werden können.
15:30 Uhr
Impulse
Demokratische Planungs und Baukultur
MA Dipl. Ing. Fee Kyriakopoulos,
Die Baupiloten BDA
Fee Kyriakopoulos ist Diplom-Ingenieurin der Architektur im Büro die Baupiloten (BDA) mit dem Fokus auf partizipative Raumpraxis im Zusammenhang von Bildungsbauten und gemeinschaftlichen Wohnformen. Ab dem WiSe 2022 lehrt Sie an der Universität Coburg zum Thema „Partizipative Raumpraxis“.
Bild: Fee Kyriakopoulos
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Citizen Science & Digital.Labore –
co-kreative Beteiligungsprozesse
für die Städte von morgen
Dipl. Ing. Steffen Braun,
Fraunhofer IAO Stuttgart
Dipl.-Ing. Steffen Braun ist Mitglied des Direktoriums und Leiter des Forschungsbereichs „Stadtsystem-Gestaltung“ am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Er ist Mitglied in mehreren Expertengremien, Beiräten und Arbeitsgruppen zu Smart Cities, Kunst im öffentlichen Raum, urbanem Leichtbau sowie der Morgenstadt-Initiative. Steffen Braun studierte 2003-2009 Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart.
Bild: Steffen Braun
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Partizipation an der Schwelle
von analogen und digitalen
Räumen der Zukunft
Christoph Deeg,
Berater in den Bereichen Digitale Transformation und Playful Participation
Christoph Deeg beschreibt sich selbst als „Gestalter des digital-analogen Lebensraums“. Er berät national und international tätige Organisationen, Institutionen und Unternehmen in den Bereichen Digitale Transformation, Transformative Gamification und Playful Participation. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Entwicklung neuer Kultur-, Bildungs- und Arbeitsorte als digital-analoge Erfahrungsräume mit dem Fokus auf Interaktion und Partizipation.
Bild: Christoph Deeg
Im Zeitalter digital-analoger Lebensrealitäten entstehen immer mehr Optionen für neue Vermittlungsformate in Museen. Der Gestaltung des eigenen Lebensraumes hat dabei eine besondere Bedeutung. Wie aber können Räume und Orte aussehen bzw. wirken, die auf der Logik eines digital-analogen Ansatzes basieren? Was macht Digitalität im Raum? Kann Partizipation neu gedacht und ermöglicht werden, indem wir Möglichkeitsräume erschaffen, die auf einer „Kultur der Digitalität“ basieren? Christoph Deeg möchte in seinem Vortrag aufzeigen, was digital-analoge Lebensräume sein können und wie die neue partizipative Ansätze in Museen ermöglichen.
Das Programm zum Symposium finden Sie hier als PDF zum Download.
Ab dem 14. Juli 2022 hier live verfolgen!

