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Neue Fortbildungsreihe in Düsseldorf und Bruchsal gestartet

Die ersten „Thementage" gaben Einblicke in die Arbeit einer Justizvollzugsanstalt

Ende November war es so weit: Nach wochenlanger Konzeption durch unser Vermittlungsteam, starteten mit den „Thementagen“ die ersten kostenfreien Fortbildungsangebote der Stiftung Forum Recht. Am 29. November 2024 nahmen interessierte Multiplikator:innen am „Thementag“ in der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf teil, am 06. Dezember folgte eine Fortbildung in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal. Aber was wurde dort eigentlich genau erlebt und erfahren? Auf den zweiten Fortbildungstag in Bruchsal blicken wir im folgenden Artikel zurück.

Strafe und Gefängnis: Gibt es Alternativen?

Bereits der Einlass in die Justizvollzugsanstalt Bruchsal überraschte die Teilnehmenden: Neben Smartphones und Uhren durften sie keine Papiertaschentücher mit ins Gefängnis nehmen. Denn: Unsichtbare und geruchslose Drogen, die auf Papier geträufelt werden können, lassen sich so gut ins Gefängnis schmuggeln. Anschließend führte die stellvertretende Anstaltsleiterin Annette Hügle die Gruppe durch die Justizvollzugsanstalt und erklärte Details über das knapp 200 Jahre alte Gebäude, welches von Heinrich Hübsch nach dem sogenannten pennsylvanischen System erbaut wurde. Bei den meisten Teilnehmenden hinterließ vor allem der Blick in die kleinen Zellen einen beklemmenden Eindruck. Die Lehrkräfte, Sozialarbeiter:innen und Jurist:innen konnten im anschließenden Gespräch mit Frau Hügle in der Gefängniskirche Antworten auf ihre Fragen finden und so ihren ersten Einblick in eine Justizvollzugsanstalt vertiefen.

Gut Zu Wissen

Das pennsylvanische System stammt aus England und Nordamerika und wurde im 19. Jahrhundert auch in Deutschland eingeführt. Es zeichnet sich unter anderem durch strenge Einzelhaft aus. Architektonisch erkennt man das pennsylvanische System am Strahlenbau, in dessen Zentrum ein Turm steht, aus dem die Überwachung jeder Gefängniszelle gewährleistet werden kann. 

JVA Bruchsal mit einer Drohne von oben fotografiert
Die JVA Bruchsal, gebaut nach pennsylvanischem System, Foto: JVA Bruchsal

Am Nachmittag ging es für die Teilnehmenden in den Karlsruher Räumlichkeiten der Stiftung Forum Recht mit der inhaltlichen Auseinandersetzung weiter. Gemeinsam mit dem Rechtsanwalt und Autor Dr. Thomas Galli sprach die Gruppe über mögliche Alternativen zu Strafe und Gefängnis. Dabei wurde es grundlegend: Warum strafen wir als Gesellschaft und was ist der Sinn von Strafe? In der Diskussion über Begriffe wie Abschreckung, Resozialisierung und Wiedergutmachung näherte sich die Gruppe der Beantwortung dieser drängenden Fragen unseres Strafrechtssystems.

Eine Gruppe von Workshopteilnehmer:innen geht auf das Haupttor der Justizvollzugsanstalt Bruchsal zu.
Tagesbeginn am Tor der JVA Bruchsal, Foto: Stiftung Forum Recht
Eine Gruppe von Fortbildungsteilnehmer:innen steht lächelnd vor den gläserenen Eingängenen der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf.
Teilnehmende der Fortbildung in der JVA Düsseldorf, Foto: Stiftung Forum Recht
Szene aus einem Bildungsworkshop. Verschiedene Fotografien liegen auf grauem Boden in den Räumen der Stiftung Forum Recht. Darum herum stehen ein paar Teilnehmer:innen nachdenklich
Zurück in den Stiftungsräumen in Karlsruhe: Workshopszene, Foto: Stiftung Forum Recht

Die Soziologin Fredericke Leuschner von der Kriminologischen Zentralstelle hielt den zweiten Vortrag. Sie forscht zur Sicherungsverwahrung, die in Deutschland bereits 1933 zu Beginn der NS-Zeit eingeführt wurde. Frau Leuschner erläuterte der Gruppe die Besonderheiten der Sicherungsverwahrung und legte dar, warum diese als umstrittenste Sanktion des Strafrechts gilt. Die Sicherungsverwahrung erfolgt in Deutschland nur unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen im Anschluss an eine verbüßte Strafe. Im Fokus steht bei ihr deshalb der Schutz der Allgemeinheit.

Unsere Gesellschaft muss sich die Frage stellen, wie sie mit Sicherheitsverwahrten umgehen möchte.

Zum Vormerken: Thementage 2025

Zusammen mit verschiedenen externen Partner:innen werden mit den „Thementagen“ auch künftig wechselnde Aspekte des Rechtsstaats unter die Lupe genommen und die Teilnehmer:innen an spannende Ort des Rechts geführt.  Ziel der Fortbildungsreihe ist es, den Teilnehmenden praxisnahe Einblicke und vertiefendes Wissen zu vermitteln, sodass sie in ihren jeweiligen Tätigkeiten kompetent über die behandelten Themen aufklären und über verbreitete Missverständnisse in ihren Zielgruppen aufklären können. 2025 gehen die Thementage in die nächste Runde:

  • Am 28. März 2025 laden wir Sie nach Straßburg zum Thema Menschenrechte ein und werden den Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte besuchen.
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  • Am 5. Juni 2025 greift die Stiftung das Thema Justizvollzug mit dem Besuch einer Justizvollzugsanstalt im Raum Leipzig wieder auf.
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Wir informieren Sie auf der Webseite zeitnah über Anmeldemöglichkeiten zu unseren kommenden Angeboten. 

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