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27. Februar 2025

Das Recht für Arbeitnehmende

Am 12. Februar fand erstmals die neue interaktive Gesprächsreihe „Let’s Talk About Recht“ in Karlsruhe statt - wir blicken zurück

Man merkt so beim Zuhören: Inken Gallner brennt für das Arbeitsrecht! Sie macht schnell klar, dass Arbeitsrecht in Deutschland in erster Linie ein Arbeitnehmer:innenrecht ist.  Oberste Funktion sei es, Arbeitnehmer:innen mit Rechten im hierarchischen Verhältnis zu den ökonomisch oft besser gestellten Arbeitgeber:innen auszustatten. Ziel sei es also, Augenhöhe herzustellen.

Arbeitsrecht muss inklusiv sein, betonte Inken Gallner auf dem Podium in Karlsruhe. Foto: Damian Domes

Inken Gallner betont dabei immer wieder, wie wichtig dafür die Zusammenarbeit der Sozialpartner, also der Gewerkschaften auf der einen und der Arbeitgeberverbände auf der anderen Seite, sind. Insbesondere das Betriebsverfassungsrecht übernähme dabei in Deutschland eine herausragende Rolle, die in dieser Form einzigartig in Europa sei.

Sehr eindrücklich erklärt Inken Gallner, dass betriebliche Mitbestimmung ein wichtiger Teil gelebter Demokratie sei: Wer am Arbeitsplatz erlebt, dass seine oder ihre Stimme gehört wird, schöpft Vertrauen in das Funktionieren gesellschaftlicher Teilhabe und kann Ohnmachtsgefühle überwinden.

Marie-Elisabeth Miersch nimmt das Publikum im gut gefüllten Veranstaltungsraum der Stiftung immer wieder aktiv mit. Mit Abstimmungskarten holt sie Stimmungsbilder ein und fragt das Publikum zum Beispiel, nach dem gefühlten Wahrheitsgehalt verbreiteter Mythen zum Arbeitsrecht: Darf mein Chef mir kündigen, wenn ich keine Überstunden machen kann oder möchte? Inken Gallner antwortet, wie Jurist:innen es so oft tun, abwegend und mit einem Schmunzeln: „Es kommt darauf an,“ und erklärt, bei welchen Arbeitsverträgen, Überstundenverweigerung tatsächlich ein Kündigungsgrund sein kann.

Foto: Damian Domes
Moderiert wird der Abend von Marie-Elisabeth Miersch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Forum Recht. Foto: Damian Domes

Hart in der Sache, aber zugewandt im Ton

Wenn man Inken Gallner sprechen hört, kann man sich gut vorstellen, dass sie im Gespräch mit Streitparteien vermitteln kann und an Lösungen mitarbeitet, die von den beteiligten Parteien als fair erachtet werden.

Eine weitere Sache, die man an dem Abend versteht, ist: Inken Gallner ist überzeugte Europäerin und lebt das in ihrem Arbeitsalltag. Europa und die Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen wie dem Gerichtshof der Europäischen Union und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte spielen eine wichtige Rolle im Arbeitsrecht. Gallner sieht darin viele Chancen – auch unter dem Aspekt, dass beide Gerichte neben dem Bundesverfassungsgericht eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung des deutschen Arbeitsrechts spielen. Ihre Entscheidungen geben Orientierung und tragen dazu bei, dass das Arbeitsrecht im Einklang mit europäischen und menschenrechtlichen Standards steht. In Zeiten wie heute sehe man beispielsweise mit Blick auf die USA, wie wichtig ein Funktionieren des „Checks-and-Balances“-Systems und eine starke unabhängige Justiz zum Schutz der Demokratie sei.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum geht Gallner unter anderem auf Fragen zu Scheinselbstständigkeit und auf sachgrundlos befristete Arbeitsverhältnisse ein.

Zum Abschluss des kurzweiligen Abends dankt Marie-Elisabeth Miersch Inken Gallner für das Gespräch und die Einblicke und verabschiedet das Karlsruher Publikum mit den Worten: „Haben Sie alle einen schönen Abend und überarbeiten Sie sich nicht, wenn Sie arbeiten!“

Let`s Talk About Recht: So geht es weiter!

Alle Informationen zu den kommenden Terminen und Gästen der Gesprächsreihe finden Sie auf der Seite zur Veranstaltung

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